Mit dem Hammer unterwegs
Kategorie: Artikel Author: PANArt 21. Dezember 2017
Über die Rechte und die Philosophie der PANArt
40 Jahre sind vergangen seit eine Steelband aus London hier in Bern, Schweiz, aufspielte und Felix Rohner und seinen Freund inspirierte, den Hammer in die Hand zu nehmen und sich ein Musikinstrument aus einem Spundfass zu bauen. Diese Band gab den beiden einen Kick, etwas zu unternehmen, aus dem herkömmlichen Gang der Dinge auszuscheren und ihre eigene Musik zu machen.
Daraus ist etwas geworden: Ein Instrumentarium aus Pangmaterial, gebaut für das Spiel mit den Händen.
Eine der Klangskulpturen, die Hang® Skulptur, inspirierte wiederum Menschen rund um die Welt: Einerseits entstanden Schlitztrommeln aus Gasbehältern, andererseits wurde die Gestalt der Hang Skulptur mit zentralem Klangfeld, dem Tonring und Resonanzloch in wenigen Jahren hundertfach nachgebaut. Ein regelrechter Hype entstand. Grund der rasanten Entwicklung war das Internet und dort vor allem YouTube. Unterdessen ist das neue Instrument Millionen von Menschen ein Begriff.
Nach 17 Jahren Entwicklungsarbeit am Hang stehen wir PANArt TunerInnen in einem Spannungsverhältnis mit Herstellern von Nachbauten, Kopien oder Fälschungen der Hang Skulptur der Jahre 2000 – 2013. Sie werden als Handpans, Cupolas, Pantams, dischi armonici und Klangskulpturen mit stattlichen Preisen gehandelt. Es dürften unterdessen an die 150 Produzenten sein, die um Interessenten an diesem neuartigen Instrument buhlen.
Die folgenden Kapitel sollen helfen, die Position der PANArt besser zu verstehen und Missverständnisse auszuräumen.
Zur Klärung der Rechte der PANArt
Markenrechte
Hang® ist die Marke, mit der wir Instrumente aus dem Hause PANArt kennzeichnen. Wir hegen und pflegen sie, weil sie für die stetige Entwicklungsarbeit an unseren Instrumenten steht. Die Marke Hang steht auch für das Einstehen für die traditionelle Kunst am Eisenblech, wie die PANArt TunerInnen sie von Trinidadischen Künstlern und Wissenschaftlern kennen- und schätzen gelernt haben.
Pang® ist die zweite Marke der PANArt. Sie steht für unser Material, womit wir täglich arbeiten und seine Entfaltung weiterführen.
Patentrechte
Unser Patent in den USA und Europa ist eine Anerkennung für unsere lange Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Akustik von Musikinstrumenten. Es schützt ein Verfahren zur Erhöhung der inneren Energie von Eisenblech. Sein Ergebnis ist der neuartige Verbundfaserstoff Pang.
Pang erfüllt unsere Vorstellungen eines Materials, das geeignet ist, Schwingungsenergie zu ballen und harmonisch zu modulieren. Allein dort liegt das Potenzial des dünnen hochfesten Materials, wenn man nicht im Chaos stecken bleiben will.
Der Weg dahin führt über das Umformen, Schlichten, Stauchen und Treiben des Materials. Das Resultat sind Klanggefässe mit Resonanzöffnung und nach innen gerichtetem Hals, die neue musikalische Kunstformen ermöglichen.
Designrechte
Das Design der von 2000 bis 2009 gebauten Hang Skulpturen ist nicht angemeldet, wohl aber das Design des Freien Integralen Hang von 2009.
In einem Fall fanden Verhandlungen vor einem Schweizerischen Gericht statt. Dabei ging es um das Urheberrecht, das in der Schweiz strenger gehandhabt wird als in anderen Ländern. Das Resultat dieser Auseinandersetzung mit der EchoSoundSculpture GmbH, dem Hersteller des Handpans Asachan, war ein Vergleich. Die Firma musste die Gestaltung des Asachan mit Kuppeln und Resonanzloch abändern, damit eine Verwechslung mit der Hang Skulptur ausgeschlossen ist.
Die PANArt hat in den letzten Jahren etliche Designs angemeldet, die weitgehend respektiert werden. Sie ist der Ansicht, dass es in der heiklen Zone des schillernden Blechklangs und in einem durch Unübersichtlichkeit und Desinformation gekennzeichneten Markt wichtig ist, rechtliche Klarheit zu schaffen. Die PANArt wird ihre Rechte dort durchsetzen, wo offensichtlich Verstösse vorliegen und daraus Profit geschlagen wird.
Zur Klärung der Philosophie der PANArt
PANArts Forschung am Pangklang geht weiter. Hang ist dabei Synonym für Entwicklung. Wohin sie führt, lässt sich schwer sagen, denn täglich schauen die TunerInnen in den Pangspiegel und staunen, was er erzählt. Dabei hört und sieht man die nächsten Schritte nur, wenn die Ohren für das Geschrei des Marktes taub sind. Des Weiteren hilft auf diesem Weg die Hangruhe, die alljährlich Ende des Jahres stattfindet.
Die PANArt und ihre KundInnen
Dank der Vereinbarungen gegen die Spekulation mit ihren KundInnen sind die PANArt TunerInnen der eigenen Ausbeutung entgangen und freuen sich der neuen Kreationen Hang® Gubal, Hang® Bal, Hang® Gede, Hang® Gudu, Hang® Urgu, Hang® Godo, Pangsaiten und nun des Hang® Balu, das zum 25jährigen Jubiläum der PANArt 2018 vorgestellt werden wird.
Obwohl sie dem Zeitgeist widersprechen, wird die PANArt weiterhin solche Vereinbarungen abschließen. Eine Unterschrift oder ein Handschlag ist uns noch etwas wert. Dies gilt allerdings nur für unsere komplexeren Instrumente Hang Gubal, Hang Bal und Hang Balu.
Mit den Instrumenten der Marke Hang® schaffen die PANArt TunerInnen Instrumente, die den Menschen dienen sollen, ihre eigene Musik zu machen. Wenn PerkussionistInnen, TherapeutInnen, PerformerInnen, KlangliebhaberInnen unsere Instrumente zu sich aufnehmen, freut uns dies, doch vorab sind unsere Panginstrumente Spuren einer Arbeit, die immer weitergeht und nicht darauf ausgelegt ist, den Bedarf eines Marktes zu befriedigen.
Zusammenarbeit mit KlangbildhauerInnen
Die PANArt hat seit ihrer Gründung 1993 einen grossen Teil ihres Wissens zur Verfügung gestellt. In Zeitungen, wissenschaftlichen Blättern, an internationalen Kongressen, in Interviews an Radio und TV hat sie aufgezeigt, was sie erkannt hat, was sie tut, erträumt und visioniert.
Die Kunst der KlangbildhauerInnen basiert vor allem auf Erfahrung. Durch ihr tägliches Üben internalisieren sie die Gesetze ihres Materials und verbünden sich mit ihm. PANArt TunerInnen haben das Glück, ihr Material erschaffen zu haben. Ihre Vision, den Klang des Bleches aus der Konnotation mit dem Karneval und der Exotik zu befreien, geht stufenweise in Erfüllung. Pangklang ist intensiv, in seiner Modulation klar, für jede Hand erfahrbar. Durch die neue Komponente des Helmholtz-Resonators weitet sich der Weg und ein Spiel in der Gruppe scheint wieder möglich zu sein.
Die PANArt TunerInnen haben immer den Austausch mit anderen Tunern gesucht und auch gefunden. Tuner aus Trinidad, aus England, Deutschland und Frankreich haben die PANArt besucht. Im Falle der Trinidader Patrick Worrell und Jimmy Philips kam es im Jahre 2000 gar zu einem Hammertausch. Im selben Jahr fand ein Treffen mit den Tunern aus England, Tony Charles und Nat Constant, statt, die den PANArt TunerInnen ausdrücklich erlaubten, ihre in Schweizer Steelbands gespielten Instrumente nachzustimmen.
Im Falle der Handpanmakerszene scheint es schwieriger zu sein, eine fruchtbare Zusammenarbeit zu finden. Die Erfahrungen der PANArt mit der Kunstform Steelband, ihre Besuche in Trinidad und die Arbeit mit 150 Steelbands in der Schweiz, Frankreich und Deutschland scheinen den Dialog mit den jungen Instrumentenbauern am Blech zu erschweren. Missverständnisse sind häufig. Manchmal entstehen sogar Aggressionen, die darauf zurückzuführen sind, dass die PANArt kein Interesse an einer Community im grossen Stile hat, wie sie weltweit mittels der sozialen Medien angestrebt wird. Wir stehen dem anhaltenden Hype um die Hang Skulptur und ihre Nachahmungen skeptisch gegenüber, ebenso dem in der Euphorie hörbaren Ruf nach grenzenlosem Teilen. Vor dem Teilen kommt unserer Meinung nach zuerst der gegenseitige Respekt und der konkrete kreative Beitrag.
Ein gutes Instrument mit dem Hammer zu formen, korrekt zu spannen und feinzustimmen ist Resultat eines inneren Prozesses. Daher dürfte es verständlich sein, dass es für uns nicht in Frage kommt, diese Arbeit der Maschine zu überlassen.
Begegnungen mit Herstellern von Instrumenten aller Art finden in der PANArt häufig statt. Oft kommen sie mit neuen Ideen. Es entfalten sich Gespräche über Klang, Musikkultur oder über akustische Probleme beim Bau von Instrumenten aus Holz, Stein, Glas oder Metall. Allemal geht man bereichert auseinander und jeder geht wieder an seine Arbeit in Tradition oder jenseits der Tradition.
Auch Bauer von Handpans haben uns besucht und um Feedback gebeten. Sie haben erkannt, dass ihre Werke, inspiriert durch das Hang der frühen Jahre, noch der weiteren Arbeit bedürfen, die da heisst: Hinhören, für wen baust du dein Instrument? Hinhorchen, wie wirkt es auf dich? Ist es das, was du brauchst, oder führt dich eine fremde Stimme? Erkennst du die Ambivalenz des Blechklangs? Erkennst du, wie die Menschen auf deine Arbeit reagieren? Gibt dein Instrument den Spielenden Kraft oder nimmt es ihnen Kraft?
Das sind Fragen, die an das Wesentliche des Daseins rühren und die sich uns täglich bei unserer Arbeit stellen.